Gestatte mir - man nennt mich Streuner.
Mein Zuhaus' die Straße ist;
ich zieh herum wie ein Zigeuner,
ähnlich schlecht mein Ansehn ist.
Aber, Mensch, was soll ich machen??
Wär' auch lieber wo daheim!!
Würd' gern über Hunger lachen
und vor Frost geborgen sein!
Das Licht der Welt erblickten wir
im schönen Wonnemonat Mai.
Geworfen hat Mama uns vier
im Schutz der alten Molkerei.
Zwei starben in den ersten Tagen,
ganz leise und bedauernswert.
Um für uns alle Milch zu haben,
war Mama viel zu ausgezehrt.
Wenn die Tage kürzer werden,
nass, kalt oder gar verschneit,
steigt die Sehnsucht hier auf Erden
nach Wärme und Geborgenheit.
Im Schein der Kerzen am Kamin,
mit Glühwein, Tee und Zimtgebäck,
sucht man der Kälte zu entflieh’n,
dem Wind, der heulend pfeift ums Eck.
Glitzernd steht er da im Raum:
ein wunderschöner Weihnachtsbaum.
Leuchted rot ist seine Spitze -
ob ich mal nach oben flitze?
Betörend duftend steht er da,
erwartend, dass ich ihn erklimme.
Ich schleich' mich an, bin schon ganz nah -
da droht des Menschen Stimme.
Advent, Advent - du schöne Zeit
entfachst in mir Durchtriebenheit.
Wenn alles funkelt hier im Haus,
fahr ich meine Kralle aus
und angel mir, was wunderbar
stellt weihnachtliche Deko dar.
Schleifen, Bänder, Tannenzweige -
unverblümt und gar nicht feige,
schnapp ich mir, was int'ressant
baumelt runter von der Wand.
Setze es ins rechte Licht -
ist doch schließlich Katzenpflicht!
Mein lieber Mensch ist - muss ich sagen -
zur Weihnachtszeit kaum zu ertragen.
Voll Hektik er im Stress vergisst,
was Sinn und Zweck dies Festes ist.
So rennt er rum, mal hier mal da,
als wüsst er's nicht das ganze Jahr,
dass man Geschenke braucht zur Feier -
's ist jedes Jahr die gleiche Leier!
Die Zeit ihm durch die Finger rinnt,
wenn er dann endlich mal beginnt,
ein paar Gedanken sich zu machen -
und schon vergeht es ihm, das Lachen!
Die Luft ist klar, kein Hauch von Wind,
Schneeflocken tanzen durch die Nacht.
Und du schwebst federleicht geschwind
im Mondschein durch die Winterpracht.
Wie schön bist du doch anzusehn,
es weht dein Schweif im Sternenglanz.
Dann plötzlich bleibst du einfach stehn -
anmutig und voll Eleganz.
Heut jährt er sich, der Tag,
an dem du fortgegangen bist,
an dem mit einem Schlag,
ein Traum zerbrochen ist.
Ein Traum von kurzer Dauer,
ein Wettlauf mit der Zeit...
Für uns blieb nur die Trauer -
für dich die Ewigkeit.
Es war mitten in der Nacht. Hätte man auf die Lichttaste des Weckers gedrückt, der neben dem Bett der Menschen stand, hätte man die Ziffern 2.40 gesehen. Aber es drückte natürlich gerade niemand auf die Lichttaste, denn die Menschen schliefen tief und fest. Das heißt, man konnte ja noch mal nachsehen... Vorsichtig kitzelte Mimi Dosines Ohr, welches unter der Decke hervorlugte, mit der Pfote. Ha! Sie hatte recht: tief und fest! Also gab es nichts mehr zu überlegen. Raus aus dem Bett und hinunter zu diesem verlockenden Etwas.