Durch Birgits Notfallmeldung hier auf ihrer Website wurde ich auf die Missstände einer Kasseler Katzenzucht aufmerksam und beschloss sofort, mich in die Hilfsaktion einzuklinken. Also bin ich ans Telefon um nähere Informationen zu erhalten: Warum müssen die Katzen so dringend vermittelt werden? Um wie viele Tiere handelt es sich genau? Wie sieht der gesundheitliche Zustand der Tiere aus? Können wir helfen, die Tiere möglichst schnell zu vermitteln?
40 Birmakatzen in Not
Die Züchterin hatte einen Schlaganfall erlitten und befand sich zur Zeit im Krankenhaus. Vor Sorge um seine Frau und durch die Überforderung mit den Katzen bekam der Züchter kurze Zeit später einen Herzschlag und verstarb. Seit ca. 2 Wochen kümmerten sich zwei Nachbarinnen um die Tiere.
Ursprünglich hieß es, es seien 40 Katzen in Alter von 3-12 Jahren. Da der Sohn schon 20 Tiere mit nach Frankfurt genommen habe, säßen "nur" noch 20 Birmas in Kassel. Die Tiere seien geimpft, zum Teil kastriert und nicht scheu.
Am Tag darauf sollte eine große Vermittlungsaktion stattfinden, auf die durch Aushänge aufmerksam gemacht wurde. Mein nächster Anruf galt meiner Mitstreiterin Katja, um sie zu informieren und abzusprechen, was wir machen können, um zu helfen.
Am Samstag packten wir drei Kennels in den Kombi und fuhren zum Schauplatz der Missstände, wo wir uns mit Birgit trafen.
Geramscht wie im Schlussverkauf
Was wir erlebten war schrecklich. Im Haus roch es nach Urin und es wimmelte von Menschen, die Katzen auf den Armen hielten. Ich war noch nicht ganz in der Wohnung, da bekam ich schon eine völlig verstörte Katze in den Arm gedrückt. Wie zitterte das arme Tier. Aber sie hielt tapfer durch, ohne sich zu wehren. (In sie verliebte ich mich auf der Stelle. Heute ist sie bei mir und das wird sie auch bleiben.)
Um mich herum herrschte ein reges und erschreckendes Treiben. Es wurde geramscht was das Zeug hielt. "Die haben ja gar keine weißen Pfötchen", "ich möchte eine Blue Point, hat hier jemand eine Blue Point" oder "Nein, die gefällt mir nicht, zeig mir mal diese". So und ähnlich ging es die ganze Zeit.
Beim Rumschauen stellte ich fest, dass die meisten Tiere stark verschnupft waren und durch die Gespräche um mich herum hörte ich von dem Pilz, den ein paar Tiere hätten. Aber das wäre kein Problem, man würde die nötigen Medikamente mitgeben.
Für uns war klar, das die Katzen für längere Zeit isoliert gehalten werden müssen, um meine anderen Tiere nicht zu gefährden.
Chancenlos durch Krankheit und Alter
Birgit kümmerte sich gerade um ein ca. 10-jähriges Birmchen, ganz klein und zierlich, abgemagert, und der Eiter lief ihm aus Augen und Nase. An mehreren Körperstellen hatte der Pilz ganze Arbeit geleistet. Es sah grauenhaft aus und in diesem Zustand würde ihm keiner eine Chance geben. Deshalb würde sie gerade ihm gern ein Zuhause geben, aber der Bau, der in den letzten Zügen lag und der direkt bevorstehende Umzug zum Jahresende wären zu stressig für das Tierchen. Sie könnte die aufwendige Pflege im Augenblick nicht leisten. So beschlossen wir, das arme Würmchen bis zum Jahresende vorerst bei mir unterzubringen.
Nach einiger Zeit kehrte etwas Ruhe ein und wir konnten uns mit den Söhnen der Züchter unterhalten. Wir stellten uns und unsere Arbeit vor und boten nochmals Hilfe an. Man wollte erst mal sehen, wie viele Tiere bis zum Abend vermittelt wären. Wir könnten uns ja noch mal melden. So kam es, das wir erst einmal nur diese 2 Katzen mitnahmen.
Zahlen und Fakten
An diesem Tag wurden 15 Birmas vermittelt. Nach meinen Erfahrungen bei solchen Aktionen eine enorme Anzahl. Die Restlichen 10 Katzen nahm der Sohn mit nach Neu Isenburg, wo schon Freunde warteten, die jeweils 5-6 Tiere mitnahmen um sie bis zur Vermittlung zu versorgen.
Bei späteren Telefonaten mit den Söhnen wurden mir erschreckende Details geschildert.
- Es waren ursprünglich 50 Katzen und ein Versuchslabor-Beagle.
- Die Züchterin war schon 6 Monate vorher krank und z. T. bettlägerig. Ihr Mann, noch berufstätig, war nur in der Lage zu füttern und die Katzenklos zu reinigen. Um das Haus sauber zu halten wurden die 50 Tiere in zwei Kellerräume von je 12 qm, ohne Tageslicht gesperrt.
- Hilfe, die von Nachbarn und den Söhnen angeboten wurde, lehnten die Züchter kategorisch ab. Sie öffneten einfach nicht, wenn jemand klingelte.
Bei diesen Haltungsbedingungen ist es verwunderlich, dass die Birmas das verhältnismäßig "gut" überstanden haben!
Wir starteten eine Hilfsaktion
Wir wurden gebeten bei der Vermittlung der Tiere zu helfen. Die Tiere, die im Kasseler Raum vermittelt werden konnten, wollten die Züchtersöhne bei einem der nächsten Kassel-Besuche mitbringen.
Es wurden Aufrufe in mehrere Katzenforen geschrieben, auf die sich einige Interessenten meldeten. Wir verteilten Aushänge in allen Zoofachgeschäften im Umkreis von 20 Km. Auch hier hatten wir einige Resonanz. Eine Birma-Züchterin nahm einen dieser Aushänge mit zu einer Katzenausstellung und befestigte ihn im Eingangsbereich. Das war ein riesiger Erfolg. Am Sonntag stand mein Telefon nicht mehr still. Insgesamt hätten wir ca. acht Birmchen ein neues Zuhause verschaffen können, wenn ...
Ja, wenn der endgültigen Vermittlung nicht noch einiges voraus gegangen wäre...
Microsporum canis
Tiffy und Alisha, die bei uns unterkamen, wurden natürlich dem Tierarzt vorgestellt. Alisha war in einem sehr schlechten Zustand. Sie war enorm untergewichtig und geschwächt. Der Eiterfluss aus Augen und Nase signalisierte einen sehr starken Katzenschnupfen, der vorrangig behandelt werden müsse, so der Tierarzt. Der Pilzbefall, der durch viele kahle Stellen sichtbar war, könne erst behandelt werden, wenn sich der Zustand der Katze stabilisiert habe.
Tiffy ging es da bedeutend besser. Sie hatte nur leichten Katzenschnupfen und keinen sichtbaren Pilzbefall. Sie sei aber dennoch Trägerin der Sporen, so der Tierarzt. Er riet mir dringend, die Tiere absolut isoliert von meinen anderen Katzen zu halten, da eine erhöhte Ansteckungsgefahr für Tier und Mensch bestünde. Die Isolation könne 8 Wochen aber auch bis zu 6 Monate dauern, je nachdem wie hartnäckig der Pilz sich halte.
Durch unsere Aushänge wurde eine Birmazüchterin aufmerksam und nahm mit uns Kontakt auf. Auch sie riet mir zur absoluten Vorsicht, in bezug auf die Ansteckungsgefahr des Pilzes.
Plötzlich alle Kazten angeblich vermittelt?
Wir teilten der Schwiegertochter des Züchterehepaars (selbst Züchterin) die Diagnose des TA mit und unterrichteten sie von der Ansteckungsgefahr für andere Tiere und Menschen. Auch den Kontakt zu anderen Züchtern erwähnten wir. Kurz darauf meldeten sie sich per Mail, mit der Nachricht, dass alle Katzen vermittelt seien und unsere Hilfe nicht mehr benötigt würde. Auf Nachfragen unsererseits wurde sehr abweisend reagiert.
Ein Konstrukt aus Lüge und Verharmlosung
Nun stellten wir Nachforschungen an. Wir ließen Bekannte von uns als Interessenten bei den Pflegestellen der Birmas anrufen. Diese erfuhren, dass noch 18 Tiere zu vermitteln wären. Der Zustand der Katzen wurde als recht gut beschrieben. Da die Tiere Zug ausgesetzt gewesen seien, hätten sie leicht entzündete Augen, was mit entsprechenden Salben aber bald abklingen würden. Der Pilzbefall, er wurde auch einmal als Milbenbefall deklariert, wäre nicht bedenklich und würde, mit den Medikamenten, die man den neuen Besitzern überlasse, innerhalb von 2-3 Wochen auskuriert sein.
Nun ließ mir die oben erwähnte Züchterin weitere Informationen über die aufgelöste Kasseler Zucht zukommen. Sie berichtet von vielen Missständen, die in der aufgelösten Zucht geherrscht haben:
- Verkauf von kranken und oft auch pilzbefallenen Heiligen Birmas
- Ausschluss aus einem Zuchtverband
- Vorübergehende Schließung durch das Veterinäramt
- Massenvermehrung usw.
Leider kein Einzelfall
Leider ist dieser Fall kein Einzelfall! Es handelte sich hier um unsere zweite Erfahrung in Sachen Zuchtauflösung. Bei der ersten waren es 17 Maine Coons die nur im Treppenhaus und Badezimmer gehalten wurden. Durch mangelnden menschlichen Kontakt waren die Coonies absolut scheu. Diese Katzen waren total abgemagert, verwurmt und mit Flöhen übersät. Einige der Katzen waren so verfilzt, das nur noch eine Schur half.
Bei der jetzigen Vermittlungsaktion konnten wir die letzten zwei Coonies von der ersten Aktion noch an ein Ehepaar vermitteln, welches gern zwei der Birmas aufgenommen hätte, jedoch vor den Krankheiten zurückschreckte.
Vorsicht, wenn Zuchttiere unter Preis verkauft werden!
Es gibt sehr viele seriöse Züchter, die ihre Tiere lieben und nicht nur eine lukrative Einnahmequelle darstellen. Bei ihnen leben die Katzen mit in der Familie, und dürfen sich überall frei bewegen. Sie investieren enorme Geldsummen, um nur gesunde Tiere abgeben zu können. So ist es verständlich, dass Katzen aus seriösen Zuchten ihren Preis haben.
Züchter, die ihre Tiere unter Preis verkaufen, sollte man mit Vorsicht genießen. Die Gefahr ein krankes Tier zu erstehen und so die eigenen, schon vorhandenen Katzen dem Risiko einer Erkrankung auszusetzen, ist zu groß.
Mittlerweile haben wir auch von anderer Seite erfahren, dass solche Zuchten keine Einzelfälle sind. Wir werden immer wieder über Zuchten informiert, die mit solchen Methoden arbeiten. Es wurde uns von Katzen berichtet, die FIP oder Leukose hatten. Pilzerkrankungen und Katzenschnupfen sind auch häufig verbreitet.
Bei solchen Aktionen frage ich mich immer wieder, wie es kommt, das solche Zuchten mit Zustimmung des Zuchtverbandes existieren dürfen.
Warum gibt es keine Beschränkungen, was die Anzahl der Tiere betrifft? Warum wird nicht kontrolliert? Wie ist es möglich, dass immer wieder kranke Tiere verkauft werden? Es gibt einige seriöse Züchter die ihre Tiere lieben. Warum werden diese nicht tätig um die Missstände aufzudecken? Nur so kann unnötiges Tierelend verhindert werden, und der Ruf der Züchter wäre zu verbessern.
Bericht von E. Umbach
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Abschließende Infos in Sachen "Birmchen in Not"
Die ursprünglich 50 Hl. Birma-Katzen aus der aufzulösenden Kasseler Zucht sind nun größtenteils vermittelt. Die Abgabe gestaltete sich aufgrund des Gesundheitszustandes recht schwierig. Die Katzen waren zwischen 3 und 10 Jahren alt, teilweise kastriert und wurden inzwischen gegen die vorhandenen Pilzsporen behandelt. Einige der Tiere wiesen auch, wie zuvor bereits erwähnt, Symptome von Katzenschnupfen auf.
Auch mein Mann und ich hatten uns entschlossen, ein ca. 10-jähriges, verschüchtertes, zierliches und ziemlich krankes Sealpoint-Mädchen aufzunehmen, über das die Söhne des Züchters leider überhaupt nichts wussten - nicht einmal den Namen... Wir haben sie Alisha genannt.
Zu unserem größten Bedauern ist Alisha am Dienstag, den 14.12.99 an den "Errungenschaften" aus der Zucht gestorben! Sie war nicht nur äußerlich sondern bis in die Organe hinein verpilzt und starb schließlich an der Vereiterung der Lunge, die sie aus der Zucht mitgebracht hatte. Wir sind tieftraurig, dass wir dieses kleine und wunderschöne Wesen nicht retten konnten!!!
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Worauf sollte man beim Kauf einer Rassekatze achten?
Die Tiere sollten in der Wohnung gehalten werden und nicht in einem "Zwinger". Bei einem Besuch bei dem Züchter sollte man sich alle im Bestand befindlichen Katzen genau ansehen: Augenentzündungen, Durchfall, Haarkleid, Allgemein- zustand und Vertrautheit (keine Scheu) zum Menschen.
- Lasst Euch die Impfpässe der Elterntiere (Eigentiere) zeigen.
- Der Züchter sollte bereitwillig den Namen des Haustierarztes angeben, denn Ihr solltet die Möglichkeit haben, Euch dort zu erkundigen, ob der Zuchtbestand gesund ist und keine Infektionsgefahr besteht.
- Die Zuchtpapiere des Katzenbabys sollten bereits vorhanden sein. Lasst Euch die Papiere zeigen und lasst Euch auf kein Musterexemplar ein.
- Lasst Euch den Impfpass von dem Katzenkind zeigen.
- Ist das Katzenbaby entwurmt worden?
- Wurde auf FIV (Katzenaids) und FeLV (Leukose) getestet?
- Wurde auf spezifische Rasse-Dispositionen (z.B. HCM bei einer Main Coon) getestet?
- Achtet darauf, dass im Bestand kein Hautpilzbefall vorliegt. Er ist hochansteckend für Mensch und Tier! Das kann eine sehr langwierige Sache werden!
- Wenn ein Züchter diese Punkte nicht erfüllt bzw. erfüllen will, dann nehmt unbedingt Abstand vom Kauf eines seiner Tiere!
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Die Reaktion einer Somali-Züchterin auf den vorstehenden Bericht
"Wir sind sehr dankbar für die Veröffentlichung dieses Berichtes! Es ist wichtig, so schlimm es klingt, diese skandalösen Tatsachenberichte den Leuten vor Augen zu halten. Gerade jetzt (kurz vor Weihnachten), wo alle "Rassekatzen" kaufen möchten.
Das dies kein Einzelfall ist, ist ja leider bekannt. Unsere Vereine tun nichts dagegen, oder wenn, dann erst, wenn es schon zu spät ist ( so wie in diesem Fall!) oder der schlechte Ruf den Verein schädigen könnte, wenn es öffentlich gemacht wird.
Da scheint es dann weniger um die Tiere zu gehen! Verantwortungslos geführte Vermehrungsanstalten wie die beschriebene gehören nicht in einen Hobbyzuchtverein, das sind Betriebe, die auf Gewinnmaximierung ausgerichtet sind wie eine Hühnerfarm mit Käfighaltung. Und müssten von Amts wegen angemeldet und regelmäßig überprüft werden, damit die Zustände nicht so extrem eskalieren können.
Und die Inhaber dieser Anstalten sollten wenigstens eine Ausbildung mit Prüfung ablegen, um ein Mindestwissen bezüglich Gesunderhaltung und Hygiene in der Tierhaltung zu gewährleisten. Aber leider darf in Deutschland jeder eine Katzenzucht anmelden. Und der "Amtsschimmel" ist etwas langsam und inkonsequent in der Reaktion auf Missstände. in der Tierhaltung.
Noch mehr erschreckt als der Zustand der Zucht hat mich aber dieses "Absahn"-Gehabe der Interessenten. Da geht´s auch nicht darum, den Tieren zu helfen und ihnen nach Ihrem Leid ein schönes Leben zu bereiten, sondern wieder nur darum, möglichst "für lau" an eine Rassekatze zu kommen (und sie dann weiter auf ähnliche Art auszubeuten??!!). Ich weiß nicht, was mich mehr anekelt!
Leider habe ich auch via Email und im persönlichen Gespräch die Erfahrung gemacht, dass viele Interessenten es den Ausbeuterzuchten zu leicht machen. Die wollen "möglichst billig" an ein bestimmtes Tier, eine bestimmte Rasse kommen.
Deswegen "produzieren" die “Schwarzen Züchterschafe" eben "billig". Das ist dasselbe wie bei den Nutztieren! Nur ein geringer Prozentsatz der Deutschen ist bereit, für Fleisch, Eier o.a. von artgerecht gehaltenen Tieren mehr zu bezahlen!!!
Hintergründe über die Elterntiere, Nachfragen zu Impfungen, ein vertraglich vereinbartes Rückgaberecht, einen vorherigen Tierarztbesuch, warum bestehen die Leute nicht drauf? Oder warum sind die so leichtsinnig, Tiere aus Großzuchten überhaupt zu kaufen?
Bei den Zuständen, die da herrschen, sieht man sofort ( oder es sagt einem der gesunde Menschenverstand!), welches Gedankengut dahintersteckt. Und ein großer Teil der Tiere in diesen Zuchten sind doch auf den ersten Blick auch für den Laien erkennbar krank, auch ohne vorheriges Studium der Tiermedizin.
Erfahrungsgemäß werden da trotzdem Tiere gekauft, für billiges Geld, mit unvollständigem Impfpass (oder ohne) und ohne Stammbaum (kann man sich später auch irgendwoher angeln!). Im vollen Bewusstsein des Risikos. Schnäppchenmentalität. Vielleicht geht´s ja gut?
Macht den potentiellen Käufern klar, dass ein Tier aus einer verantwortungsvollen Zucht nur gesund abgegeben wird, mit Rücktrittsrecht des Käufers. Ein vernünftiger Züchter wird ohnehin ein Rückkaufsrecht vereinbaren, um sicherzustellen, dass seine Tiere nicht ohne sein Wissen an Dritte, evtl. ungeeignete, verantwortungslose Leute weitergereicht werden. Nicht nur gute Züchter sind schwer zu finden, gute Plätze für die Tiere auch!!!
Und dass ein gesundes Zuchttier eben seinen Preis hat. Wenn die Interessenten den nicht ausgeben wollen oder können, sollen sie sich doch bitte, bitte für ein Tier ohne Stammbaum entscheiden. Und sich in einem Tierheim um ein Tier bemühen.
Rassekatzen sind Katzen wie alle anderen, sie taugen nicht als Ramschware im Sonderangebot. Sie eignen sich erst recht nicht zur Aufwertung eines prestigesüchtigen Besitzers.
Liebe Grüße
Patricia mit Aladin (Somali-Mischling) und die "edle" Familie
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Eine weitere Reaktion aus Züchterkreisen
Mit viel Interesse habe ich ihre Katzenseite studiert und muss sagen, "Hut ab". wenn nur einige der Züchter von Rassekatzen das Ihre Herz hätten und sich so über Katzen informieren würden, wie sie es als Liebhaber dieser bezaubernden Wesen tun, wäre alles einfacher - auch im Zuchtbereich von Katzen! Ich versuche Ihnen aber mal eine Antwort auf Ihre Fragen zu Züchtern und Vereinen zu geben:
- Warum gibt es keine Beschränkungen, was die Anzahl der Tiere betrifft?
Es gibt in den Satzungen der einzelnen Katzenzucht-Verbände immer diesen Paragraphen, was einer Katze an qm zusteht. Die Wirklichkeit aber ist, dass kaum ein Verein dieses kontrolliert.
- Warum wird nicht kontrolliert?
Kaum Leute die sich zur Kontrolle als Kontrolleur zur Verfügung stellen, und Züchter die etwas zu verbergen haben, lassen auch keine Kontrolle zu. Eine Hausdurchsuchung können sie ohne richterlichen Beschluss und Polizeigewalt nicht durchführen, Amtstierärzte sind zu schwerfällig eine Anzeige dort ist in der Regel zwecklos, für das Gesetz sind lebende und fühlende Tiere doch leider immer noch "nur eine Sache".
Macht ein Verein eine angemeldete Zwinger-Kontrolle, wird er selten Missstände vorfinden, kranke Tiere werden bei Freunden und Bekannten untergebracht und das Haus wird geputzt.
- Wie ist es möglich, dass immer wieder kranke Tiere verkauft werden?
Weil es unter uns Züchtern zu viele Ahnungslose gibt, manche wissen nicht einmal, dass ihre Tiere krank sind, andere wollen es nicht wissen, anderen ist es egal, der Euro muss rollen. Vereine tolerieren dieses Tun teilweise und werden nicht einmal nach einer Aufforderung tätig.
- Es gibt einige seriöse Züchter die ihre Tiere lieben. Warum werden diese nicht tätig um die Missstände aufzudecken? Nur so kann unnötiges Tierelend verhindert werden, und der Ruf der Züchter wäre zu verbessern.
Weil man kaum einem Züchter glauben kann, der Missstände bei anderen anspricht, denn er könnte auch nur aus Neid handeln und versuchen zu denunzieren. Leider ist die ganze Züchter-Szene zerstritten und verfeindet und quillt über vor Neid und Missgunst.
Hier muss von Nichtzüchtern auf die einzelnen Vereine Druck ausgeübt werden, so dass diese ihre einzelnen Mitglieder so überwachen, dass nicht die Katzen und auch die Liebhaber, die eine kranke Katze kaufen, unter menschlichen Versäumnissen der Züchter und somit auch der Vorstände von den einzelnen Vereinen leiden müssen.
- Die Vereine...
Wenn Sie einmal schauen wie viel Katzenvereine es in Deutschland gibt wird ihnen mein Erklärungsversuch vielleicht verständlicher. Wir Deutschen sind ja als Vereinsmeier weltbekannt, nun in der Katzenszene ist diese Vereinssucht noch ein wenig potenzierter.
Wenn z.B. bei einem Verein Zuchtrichtlinien geändert werden oder andere Sachen eingefordert werden, ob nun sinnig oder nicht, findet sich immer eine Opposition die dagegen ist, meist aber nur aus persönlichen Gründen einzelnen Vorstandsmitgliedern gegenüber, vielleicht auch weil der eine oder andere Vorsitzende erfolgreichere Ausstellungskatzen der gleichen Rasse wie ein anderes Vereinsmitglied hat.
Über kurz oder lang wird dieser Kritiker seinen Verein verlassen und selber einen neuen gründen, nach seinen eigenen Vorstellungen, die Katzen sind, so traurig wie es leider klingt, nur noch Nebensache bei den Eitelkeiten der Züchter.
Die einzelnen Vereine sind untereinander oftmals mehr als nur zerstritten und wollen nur durch eine enorme Mitgliederzahl glänzen. Viele züchtende Mitglieder bringen viele Jahresbeiträge. Viele züchtende Mitglieder beantragen auch viele Stammbäume für die Rassekatzen und diese Ahnentafeln bringen zusätzliches Geld in den Verein. Warum sollte also ein Verein einen Groß-Züchter beschneiden, wirtschaftlich wäre doch ein solcher bei Austritt ein Verlust. Und da sind wir wieder mal beim Kernpunkt, das liebe Geld.
Meiner Meinung nach sollte und müsste es eine Zentralstelle der Katzenzüchter geben, die die einzelnen Vereine kontrolliert und dazu zwingt, ihre jeweiligen Mitglieder zur Einhaltung von staatlich vorgegebenen Haltungs- und Zuchtbedingungen anzuhalten und zu überprüfen.
Solch eine Stelle müsste aber dann unter staatlicher Kontrolle sein und dazu müsste eben das Tierschutzgesetz entsprechend geändert werden. Da aber bei uns im Lande immer nur viel bla bla gemacht wird, ist dieses alles eine Utopie. (Anmerkung der Webmasterin: Vielleicht kommen wir mit der Aufnahme des Tierschutzes im Grundgesetz, die ja am 17. Mai 2002 endlich durchgesetzt wurde, ja künftig die ersten kleinen Schritte weiter....)
Eine peinliche Möglichkeit wäre es noch, wenn man das Tierschutzgesetz aufteilt in 2 Sparten, einmal ein Schutzgesetz für das Nutz- und Schlachtvieh, welches ja nun auch unter den schlimmsten Qualen leiden muss (da ist aber die Fleischmafia zu groß und zu einflussreich, also wird nichts geändert).
Dann ein Schutz- und Zuchtgesetz für Streichel- und Haustiere, wie z.B. Hunde, Katzen, Hamster etc. Hier müsste dann alles Weitere von kompetenter Stelle geregelt werden.
Leider ist es aber auch noch so, das Katzenzüchter und -liebhaber an 2 Fronten kämpfen, zum einen gegen einige Züchterkollegen, die wirklich einmal unter solchen Umständen leben müssten, wie es deren Tiere tun - und auf der anderen Seite dann die Tierschützer, die prinzipiell gegen jede Art von Katzenzucht sind und mich und andere seriöse Züchter mit allen anderen schwarzen Schafen in einen Topf schmeißen.
Ich hoffe, ich habe Sie nicht zu sehr gelangweilt und konnte Ihnen ein wenig Einblick in die Sache, wie ich sie sehe, geben. Bleibt noch eine Frage offen: Aufgrund Ihrer sehr schönen und informativen Homepage, würde ich gerne einen Link von der unseren darauf setzen, so dass vielleicht doch der eine oder andere Katzenzüchter mehr zu Ihnen gelangt.
Viele Grüße, F. Röhrig, Mainzcoon
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Eine weitere Leser-Reaktion
Liebe Frau Lötzerich,
finde den Artikel zum Thema auf Ihrer Seite sehr wichtig und auch differenziert. Leider warnen manche RetterInnen von Katzen in Not generell davor, bei ZüchterInnen zu kaufen, was davon abhält zu wissen, nach welchen Kriterien seriöse Zuchten zu erkennen sind.
Denn Rassekatzen faszinieren ja doch, wie auch immer wieder Reaktionen zeigen. Bspw. gab es bei "tierisch, tierisch" in MDR mal eine (angebliche) Maine Coon zur Vermittlung, für die sich gleich 80 InteressentInnen meldeten, während "gewöhnliche Hauskatzen" weniger Anklang hatten. Außerdem, findet sich in Foren immer wieder der Wunsch nach einer Rassekatze, während eine Menge "gewöhnlicher Hauskatzen" nur schwer einen neuen platz findet.
Zum Wunsch, nach einer Rassekatze (am besten geschenkt, im richtigen alter und in der richtigen Farbe, frei haus geliefert....) kommt dann regelmäßig die Diskussion über diese "unverschämten Züchter", die so hohe preise verlangen.
"Nur wegen dem Stammbaum" und "bei der letzten Katzenausstellung in Wien haben mir ungarische Züchter Maine Coons regelrecht aufgedrängt, warum sind einheimische Züchter so arrogant und teuer" und so weiter sind die Statements.
Das gipfelt dann darin, dass ja auch irgendwelche nur einer bestimmten Rasse ähnlichen Katzen als diese Rasse gelten könnten, weil, von Inzucht (offenbar im Gegensatz zu den 'wunderbar natürlichen' Bauernhofkatzen) und Degeneration hat man ja schon was gehört.
Dazwischen mischen sich dann Erfahrungsberichte von Leuten, die billig Katzen gekauft haben: ohne Papiere, ohne Impfungen, jünger als 12. Woche, und die jene Euros zum Tierarzt trugen, die andere seriösen ZüchterInnen gaben.
Mein einziger "Luxus" ist ein moderner Laptop, ich fahre auch jetzt im Winter mit einem alten Rad, wurde aber in besagtem Forum schon als "Luxusmensch" beschimpft, weil ich meinen Maine Coon-Kater bei einer seriösen Züchterin gekauft habe und meinte, das sei es mir wert.
Er ist sehr gut sozialisiert, kerngesund und putzmunter, konnte seine Kindheit und Jugend optimal ernährt und betreut verbringen. auch meine etwas ältere Maine Coon-Katze, eine kastrierte ehemalige Zuchtkatze, hat in ihrem leben nur gute Erfahrungen gemacht (obwohl sie viele Nachkommen inzwischen als Enkel und Urenkel in mehreren europ. Ländern hat, wurde sie, eben wegen der Auflagen von Zuchtverbänden, nie ausgebeutet als Gebärmaschine).
Auch meine erste Katze, eine Chartreux, kam als Rassekatze von Züchtern und hatte es dort sehr gut gehabt. Die drei sind auch im Internet verewigt, sodass ich immer wieder Fragen bekomme, was ich denn raten würde, wo man solche Katzen bekommt.
Die Preise von Rassekatzen sind allerdings für viele Menschen auch dann abschreckend, wenn sie wissen, dass Züchten kein Beruf ist, sondern ein Hobby, das sich nie rechnet. Inzwischen weiß ich auch, wie Schwarzzüchter zu ihren Katzen kommen: sie kaufen billig in den östlichen EU-Erweiterungsländern, so dass ihre Stammkatzen nicht von anderen heimischen Züchtern kommen.
Wären sie im Inland gezüchtet, so hätten die anderen Züchter mehr Handhabe gegen schwarze Schafe, auch mehr Kontrolle, da es sich um ihre (meist als Liebhabertiere mit Zuchtverbot) abgegebenen Jungtiere handelt. Züchten außerhalb von Verbänden bedeutet Ausbeutung der Katzen, da im verband nur drei Würfe in zwei Jahren erlaubt sind. Bei vielen Rassen sind zudem Untersuchungen auf vererbbare Krankheiten Standard seriöser Zuchten.
Zur Geschichte mit der kranken Birma-Zucht kann ich nur sagen, dass jedwede Krankheit in einem Züchterhaushalt ein Alarmzeichen ist. Bei Pilzinfektionen und dergleichen hilft nur, schleunigst zu verschwinden und sich zu desinfizieren.
Und nicht zu vergessen, diese unseriöse Zucht bei den jeweiligen (evtl. regionalen) Verbänden zu melden. Ein Stammbaum kostet übrigens nur zw. 20 und 30 Euro, macht also den Preis einer Rassekatze nicht aus. Er ist Garantie über (hoffentlich) nicht zu starke Inzucht. Außerdem können die Vorfahren von Katzen teils schon in frei zugänglichen Internetdatenbanken nachgesehen werden.
Bei http://www.pawpeds.com gibt es Datenbanken für mehrere Rassen, u.a. Maine Coon. Für Chartreux gibt es eine Datenbank unter http://www.ligne-bleu.de .
Herzliche Grüße, Alexandra Bader